Coelho, Paulo Sei wie ein Fluß, der still die Nacht durchstrĂśmt 

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Jahren hat sich die schöne Oolona, die mit einem Krieger
verheiratet war, in einen anderen Mann verliebt. Zusammen
flohen sie hierher in die Berge, doch der Ehemann fand sie
trotzdem. Der Liebhaber entkam, doch Oolona wurde hier, in
diesem Becken, getötet. Seither hält Oolonas Geist jeden Mann,
der sich dem Becken nähert, für ihre verlorene Liebe und zieht
ihn ins Wasser.«
Später frage ich den Besitzer eines kleinen Hotels in der Nähe
nach dem : Schwimmbad des Teufels9 aus.
»Es mag ja Aberglaube sein«, meint er. »Tatsache aber ist, daß
in den letzten zehn Jahren elf Touristen dort gestorben sind 
und alle waren Männer.«
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Der Tote im Pyjama
Allen eine frohe Weihnacht! Laßt uns mit unseren Angehörigen,
unseren Freunden gemeinsam feiern. Nur sollten wir in diesem
Augenblick nicht vergessen, daß es Millionen einsamer
Menschen gibt.
Ich erinnere mich an einen Artikel auf einer Nachrichtenseite
im Internet: Am 10. Juni 2004 wurde in der Stadt Tokio ein
Toter gefunden, der einen Pyjama anhatte.
So weit, so gut. Ich denke, die meisten Menschen sterben »im
Pyjama«. Damit meine ich: Sie sterben entweder im Schlaf, was
ein Segen ist; oder sie sterben bei ihren Angehörigen oder aber
in einem Krankenhausbett. Für die Angehörigen kommt der Tod
nicht unvermittelt, sie hatten Zeit, sich an den Gedanken zu
gewöhnen, daß der »von den Menschen Ungewünschte«  wie
der brasilianische Dichter Manuel Bandeira den Tod nennt 
kommen würde.
In der Nachricht hieß es weiter: Er starb in seinem
Schlafzimmer. Also kann die Annahme, er sei im Krankenhaus
gestorben, ausgeschlossen werden, und wir dürfen daraus
folgern, daß der Betreffende, ohne zu leiden, im Schlaf
gestorben ist, nicht wissend, daß er das Licht des nächsten Tages
nicht erblicken würde.
Es könnte noch eine weitere Möglichkeit geben: Raubmord.
Wer Tokio kennt, weiß jedoch, daß die riesige Stadt einer der
sichersten Orte der Welt ist. Ich erinnere mich daran, wie ich
einmal vor einer Reise ins Landesinnere mit meinen Verlegern
essen ging. Alle unsere Koffer standen gut sichtbar auf dem
Rücksitz des Wagens. Ich sagte sofort, dies sei sehr gefährlich,
jemand könne im Vorbeigehen unser Gepäck sehen und mit
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unseren Kleidern, Dokumenten usw. verschwinden. Mein
Verleger lächelte nur und meinte, ich solle mir keine Sorgen
machen  ihm sei noch nie ein solcher Fall zu Ohren
gekommen. (Tatsächlich passierte unseren Koffern nichts  ich
war allerdings das ganze Abendessen hindurch angespannt.)
Doch kehren wir zu unserem Toten im Pyjama zurück: Es gab
keine Anzeichen für einen Kampf oder äußere
Gewalteinwirkung. Ein Offizier der Stadtpolizei gab zu
Protokoll, der Mann sei mit großer Sicherheit an einem
Herzanfall gestorben. Er war also nicht ermordet worden.
Die Leiche wurde von Angestellten einer Baufirma im zweiten
Stock eines Wohnblocks gefunden, der abgerissen werden sollte.
Das gibt Grund zu der Annahme, unser Toter im Pyjama habe
sich, weil er in einem der dichtestbesiedelten und teuersten Orte
der Welt keine Wohnung gefunden hatte, einfach dort
einquartiert, wo er keine Miete zu zahlen brauchte.
Nun aber folgt der tragische Teil der Geschichte: Unser Toter
war nur ein mit einem Pyjama bekleidetes Skelett.
Neben ihm lag eine aufgeschlagene Zeitung mit dem Datum
vom 20. Februar 1984, und das abgerissene Kalenderblatt auf
einem Tischchen trug dasselbe Datum.
Anders gesagt: Er hatte seit zwanzig Jahren dort gelegen. Und
niemand hatte ihn vermißt.
Der Mann wurde als ehemaliger Angestellter der Gesellschaft
identifiziert, die den Wohnblock gebaut hatte, in den er in den
1980er Jahren gleich nach seiner Scheidung gezogen war. Er
war Anfang Fünfzig an dem Tag, an dem er in der Zeitung
gelesen hatte und ganz unerwartet aus der Welt geschieden war.
Seine Exfrau hat nie nach ihm gefragt. Man stellte fest, daß
das Unternehmen, in dem er angestellt war, gleich nach
Abschluß der Bauarbeiten Konkurs angemeldet hatte, weil sie
die Wohnungen nicht verkaufen konnten. Das erklärt auch,
weshalb sich niemand wunderte, daß der Mann nicht zur Arbeit
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kam. Freunde von ihm, die man fragte, führten sein
Verschwinden darauf zurück, daß er Geld von ihnen geliehen
hatte und es wohl nicht zurückzahlen konnte.
Am Ende der Nachricht stand, daß seine sterblichen Überreste
der Exfrau übergeben worden seien. Ich dachte über diesen
letzen Satz nach: Die Exfrau lebte also noch und hatte dennoch
zwanzig Jahre lang nie nach ihrem Mann gefragt. Was mag sie
gedacht haben? Daß er sie nicht mehr liebte und sie daher aus
seinem Leben verbannt hatte? Daß er eine andere Frau gefunden
hatte und spurlos verschwunden war? Daß das Leben nun
einmal so ist und nach der Scheidung kein Grund mehr bestand,
eine Beziehung weiterzuführen, die rechtlich gesehen beendet [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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