Berndorf, Jacques Eifel Träume 

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Der Mörder war morgens aus einem Hinterfenster des Klo-
sters geklettert und dann nach Cochem gelaufen. Er war auf
Tanja getroffen, hatte ihr Schokolade angeboten und sie war
mit ihm gegangen. Er hatte sie getötet und war dann auf dem-
selben Weg wie morgens zurück ins Heim gelangt.
Großer Gott, die Papierlage! Nun haben wir im Fall Annegret
auch das Problem mit der Papierlage. Wenn nur dieser Klemm
nicht so oberflächlich gewesen wäre!
Nach Papierlage umfasst der Haushalt Schmitz drei Personen.
Tatsächlich gehört dazu noch eine vierte Person und Kevin war
Donnerstagnachmittag nicht zu Hause, wie die vierte Person
erklärt. Ich frage mich, was die Papierlage über die anderen
Familien sagt. Die ganzen Lügen und dann auch noch unsere
oberflächliche Herangehensweise! Alles muss nochmal über-
prüft werden. Mein Gott, ich muss zurück an die Arbeit!«
Sein Handy klingelte, Kischkewitz zog es heraus und sagte:
»Ja?« Dann hörte er zu. Es dauerte ziemlich lange.
Als er das Handy zuklappte, teilte er mir mit: »Das war Man-
fred Tenhagen. Du weißt schon, der auch bei Mauren dabei
war. Der Junge ist wirklich auf Zack. Er hat deine Aussage in
Bezug auf Schmitz mitbekommen. Ist daraufhin sofort zu den
Eltern der Anke Klausen. Was jetzt kommt, ist ein Witz. Deine
russische Putzfrau namens Olga hat eine Schwester, die mit
dem gleichen Transport nach Deutschland gekommen ist. Und
die arbeitet bei Klausens. Und sie war am Donnerstagmittag
da. Und sie sagt: Anke kam nach Hause, nahm ihr Fahrrad und
fuhr weg.«
»Na, klasse«, sagte ich. »Jetzt stimmt gar nichts mehr.«
Er starrte auf die Erde. »Ich muss mit den Psychologen spre-
chen«, entschied er. »Sie sollen sich etwas zurückziehen. Die
Kommission braucht eine psychologenfreie Szene. Sonst kön-
nen wir keine normalen Befragungen durchführen. Ich habe
einen Mord zu klären und kann keine Rücksicht mehr auf Kin-
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der nehmen, deren arme Seelen seit irgendeiner furchtbaren
Stunde ins Schlingern geraten sind.« Er drückte den Stumpen
in der Erde aus. »Ich muss entschieden brutaler werden.«
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ACHTES KAPITEL
Ich stieg in Hildenstein in meinen Wagen um und fuhr nach
Hause. Von Klarheit in meinem Hirn zu sprechen wäre gelo-
gen. Aus Erfahrung wusste ich, dass ich auf andere Felder
ausweichen musste. Es war notwendig, nicht im Chaos zu ver-
weilen und darüber zu grübeln, was ich hätte unternehmen
können. Konjunktive sind grundsätzlich kontraproduktiv, sie
wirbeln die Versatzstücke auf der Bühne durcheinander, sie
vertiefen Unsicherheiten, sie machen striktes Recherchieren
unmöglich.
Vera und Clarissa retteten mich.
Vera schob den Elektromäher durch den Garten, Clarissa
rechte hinter ihr das Gras zusammen und stopfte es in die Bio-
mülltonne. Merkwürdigerweise brachten sie es fertig, sich trotz
des Lärms miteinander zu unterhalten. Jedenfalls lachten sie
schallend.
Mein Kater hatte sich in den hintersten Winkel des Gartens
zurückgezogen, mein Hund strich um den Mäher herum und
bleckte die Zähne, wie er es immer tat, wenn das Ding seine
Kreise störte.
Ich setzte mich auf die Terrasse und sah ihnen zu. Ich spürte,
wie langsam Ruhe in meine Seele einkehrte. Plötzlich war ich
hundemüde.
Vera ließ den Mäher stehen und kam zu mir. Sie beugte sich
über mich und küsste mich auf die Stirn. »Wie geht es dir?«
»Eigentlich gut. Obwohl ich mit meinen Recherchen in einer
Sackgasse stecke. Was verschafft mir die Ehre, meinen Garten
gepflegt zu bekommen?«
»Wir hatten Lust dazu«, sagte sie. »In der Küche ist Kaffee.«
»Kein Kaffee, sonst wache ich auf.«
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»Hallo, Väterchen«, rief Clarissa gut gelaunt. »Du siehst ge-
schafft aus.«
»Das bin ich auch.«
»Tante Anni wird immer saurer, dass du nicht kommst.«
»Da kann ich nichts machen. Ich glaube, ich haue mich eine
Stunde aufs Ohr.«
Ich schlich hoch ins Schlafzimmer, zog mich aus und war
eingeschlafen, ehe ich wieder anfangen konnte, über Eventuali-
täten nachzugrübeln.
Ich wurde wach, weil die beiden Frauen im Haus herum-
juchzten.
Clarissa schrie: »Nein!«
Vera brüllte: »Du Kanaille!«
Irgendetwas knallte gewaltig auf die Fliesen. Anscheinend
waren sie dabei, das Haus auseinander zu nehmen.
Dann war eine ganze Weile Ruhe, bis Vera in der Tür stand,
nur mit einem Handtuch bekleidet; sie legte sich neben mich.
Sie vergrub sich in den Tiefen des Bettes und argumentierte
vorwurfsvoll: »Du hast schon drei Stunden geschlafen.« Sie
roch eindringlich nach frisch geduscht.
Ich antwortete nicht, sondern erinnerte mich mit Schrecken
an zwei Fragen, die mir beim Aufwachen durch den Kopf ge-
schossen waren: Was ist, wenn es der Vater, Rainer Darscheid,
gewesen ist? Oder wenn der Täter Pitter Göden heißt? Wie
hatte Kischkewitz bemerkt? Wir denken immer zuerst an eine
Beziehungstat, wenn so etwas passiert &
»Kommst du klar mit der Eifel?«, fragte ich.
»Ja. Das ist wie Urlaub. Ich werde aber wieder nach Mainz
müssen, um die Dinge klarzuziehen.«
»Erzähl ein bisschen. Ich weiß gar nicht, was passiert ist.«
»Es ist eine banale Geschichte, Baumeister. Nichts Besonde-
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res, nichts Heldenhaftes, einfach ganz banal.«
Ich drängte nicht. Ich spürte, wie sie einen Fuß an meine Fü-
ße schob, und fragte mich sekundenlang, ob ich das überhaupt
wollte.
Sie murmelte: »Bist du bereit, bei einer so blöden Geschichte
zuzuhören?«
»Aber ja.«
»Na schön. Zunächst ging es nur um den Job. Pressesprecher
vom LKA sollte eine Frau werden. Das war so abgemacht mit
dem Personenrat. Und plötzlich war ich die Kandidatin, weil
meine beruflichen Vorgaben genau passten. Natürlich wollte
ich den Job auch, das war schon verdammt gut.« Ihre Stimme
kam ganz flach und nüchtern daher. »Anfangs lief alles gut.
Systematisch knüpfte ich Verbindung zu den Medienleuten.
Und ich lernte einen Kollegen kennen. Gut aussehend, passend
im Alter und so weiter. Er sagte, er lebe in Scheidung. Und ich
habe wirklich geglaubt, er wird die große Liebe. Er wollte mit
mir leben, wenn seine Scheidung erst einmal durch wäre. Au-
ßerdem gab es noch zwei Frauen in der Presseabteilung, eine
Sekretärin und eine andere Kriminalhauptkommissarin. Und
diese Hauptkommissarin, das erfuhr ich nebenbei, hatte eigent-
lich meinen Job haben wollen, ihn aber nicht bekommen, weil
sie nicht alle Vorgaben erfüllte. Das tat mir nicht einmal Leid.
Sie ist so der Typ eiskalte Blondine, liebt schmutzige und
schräge Witze. Die anderen mögen sie aber & Nun, der Typ,
mit dem ich zusammen war, wohnte mittlerweile bei mir, je-
denfalls abends und nachts. Irgendwann änderte sich dann was,
das war so ein schleichender Prozess. Der Typ zog sich zurück.
Und eines Tages erwischte ich ihn vor dem Kaffeeautomaten
mit der schrägen Blonden. Also, sie standen da und knutschten
herum. Ich sprach ihn an und er antwortete, das sei nur ein
Scherz gewesen. Er sei eben so, da stecke nichts Schlimmes
dahinter. Aber er kam schon sehr oft abends nicht mehr zu mir,
sondern behauptete, er müsse bei seiner Familie sein, um die
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Scheidung und die Aufteilung des Haushaltes klarzumachen.«
Sie schnaufte unwillig. »So was Blödes. Jedenfalls stellte ich
fest, dass er tatsächlich mit der schrägen Blonden zusammen
war. Aber da war alles schon zu spät. Dahinter steckte nichts
anderes als der Angriff der Blonden auf meinen Job. Meine
Vorgesetzten zitierten mich zu sich und sagten, einige Leute in
meiner Abteilung hätten sich über mich beschwert. Ich fragte [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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